Dialoge
Meine Reisen förderten das Interesse an regionaler Musik, aber auch die Auseinandersetzung mit den eigenen volksmusikalischen Wurzeln. In Zusammenarbeit mit anderen Musikern und Musikerinnen versuche ich seit mehreren Jahren traditionelle Musik neu auszuleuchten.
1996 initiierte ich die Konzertreihe „Landschaften“, in der überlieferte Volksmusik gleichberechtigt neben Neuer Musik und Improvisation steht. Damit begannen Dialoge, die bis heute andauern.
Mondsüchtig
Chinesisch-Bayerischer Dialog
Xu Fengxia, Guzheng und Stimme
Georg Glasl, Zither
Zwei Zitherinstrumente führen einen Dialog: die 2000 Jahre alte chinesische Guzheng und die erst 200 Jahre alte alpenländische Zither, deren Vorfahren Psalterium und Scheitholt jedoch zu den ältesten Zitherinstrumenten im europäischen Kulturkreis zählen.
Xu Fengxia und Georg Glasl arbeiten seit mehreren Jahren zusammen. Ihr erstes gemeinsames Programm stellten sie auf dem Internationalen Festival Zither 9 (2012) in München vor. Seither konzertieren sie in dieser Besetzung, waren u.a. in Deutschland, Spanien, Schweiz und China zu hören.
Das Duo verwendet Elemente traditioneller westlicher und chinesischer Musik, z.B. Klänge aus der chinesischen Song-Dynastie und der europäischen Renaissance, die in einer Art von Montagetechnik miteinander verwoben werden. Gleiches gilt für Klangspuren mit traditionell chinesischem und bayerischem Hintergrund. In das Gesamtprogramm eingearbeitet werden für das Duo geschriebene Original-Kompositionen von Nikolaus Brass, Wilfried Hiller und Fredrik Schwenk. Dieses Tonmaterial aus zwei Kulturkreisen wird durch Improvisationen verbunden, abseits von kommerziellen Weltmusik-Klischees in einer ästhetisch neu definierten,
zeitgenössischen Klangsprache.
Mongolisch-Bayerischer Dialog
Munkh-Erdene Chuluunbat, Yatga
Georg Glasl, Zither
Zwei Zitherinstrumente führen einen Dialog: die mongolische Yatga und die deutlich jüngere alpenländische Zither, deren Vorfahren Psalterium und Scheitholt jedoch zu den ältesten Zitherinstrumenten im europäischen Kulturkreis zählen.
Munkh-Erdene Chuluunbat und Georg Glasl arbeiten seit einigen Jahren immer wieder zusammen. Ihr erstes gemeinsames Programm stellten sie 2021 am Staatlichen Konservatorium der Mongolei in Ulaanbaatar vor.
Die beiden, ergänzt durch den Kehlkopfgesang von Ganpurev Dagvan, verwenden Elemente traditioneller westlicher und mongolischer Musik, beispielsweise populäre Weisen wie Durvun uul - Vier Gebirge oder Khongor mori - Das orangene Pferd. Dazu gesellen sich alpenländische Ländler, Walzer, Polka und Zwiefache. Dieses Tonmaterial aus zwei Kulturkreisen wird durch Improvisationen verbunden, abseits von kommerziellen Weltmusik-Klischees in einer ästhetisch neu definierten, aktuellen Klangsprache.
1998/99 Usbekisch-Bayerischer Dialog
Süddeutsche Zeitung, 21.10.1999
In seiner Mission als Botschafter süddeutscher Musik tourte er (Georg Glasl) durch die fernöstlichen Regionen zwischen kaspischem Meer und China, spielte in Kasachstan, Kirgistan und Turkmenistan, aber auch in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans. Und dort erregte er großes Interesse mit seiner exotisch tönenden Kunde aus der Ferne; Verbindungen wurden geknüpft, Freundschaften wurden geschlossen, so etwa mit Ferusa Abdurachimova, Professorin an der dortigen Musikakademie und Leiterin des Musikensembles Sogdiana, eines 20-köpfigen Orchesters mit Sängern, einem Komponisten und zahlreichen Musikern an traditionellen usbekischen Instrumenten.
Und da sich im vergleichenden Dialog immer wieder interessante Entsprechungen und Unterschiede zwischen alpinen und usbekischen Musikstücken und Instrumenten eröffneten, mündeten die somit entstandenen diplomatisch-musikalischen Beziehungen ganz konsequent in ein gemeinsames Konzert des Glasl-Quartetts mit Sogdiana. Hier ereignete sich die „behutsame, unspektakuläre Annäherung zweier Musiklandschaften … Ein unverhofftes, glückliches Zusammentreffen.
Sogdiana:
Usbekisches Kammerorchester der Volksinstrumente
Leitung: Abdurakhimova Firuza Ravshaovna
Georg Glasl-Quartett:
Birgit Stolzenburg de Biasio, Hackbrett, Sepp Hornsteiner, Gitarre, Kelvin Hawthorne, Viola
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